Irgendwie fangen die wenigen Beiträge hier immer gleich an. Endlich – nach langer Zeit – usw. Aber es ist ja so: Kaum hat man mal Zeit oder kaum nimmt man sich mal Zeit, ist schlechtes Wetter vorprogrammiert. Hat man neue Technik daheim, ist die Wartezeit mit dem schönsten Sternenhimmel gesegnet – aber wehe, das Paket kommt an! Schwupps sind die Wolken da.

Trotzdem ist es mir Freitag endlich geglückt! Ich war sogar noch am überlegen, weil ich am nächsten Morgen um 6:00 Uhr aufstehen und dann den ganzen Tag über an unserer neuen Küche werkeln musste. Ich bin dann aber doch noch gefahren. Zu groß war auch der Drang, die neue Technik auszuprobieren.

Apropos neue Technik: Ich habe mir ein weiteres Teleskop zugelegt. Das Problem beim Fotografieren von Sternen ist die Drehung der Erde. Sie sorgt dafür, dass Sterne und andere Objekte schon nach kurzer Belichtungszeit “aus dem Bild wandern” und somit sogenannte Strichspuren hinterlassen. Es gibt extra Aufnahmetechniken die sich das zur Nutze machen. Wer aber entferne Galaxien oder Nebel fotografiert, wird es verfluchen.

Um dem entgegenzuwirken gibt es Montierungen mit Motoren, die das Teleskop in exakt der Geschwindigkeit nachführen, wie die Erde sich dreht. Diese Motoren treiben das Getriebe mit einer sogenannten Schnecke an. So eine Technik ist aber leider naturbedingt fehleranfällig. Das bedeutet, dass alle x Umdrehungen eine kleine Abweichung stattfindet. Über mehrere Minuten macht sich diese dann auch bemerkbar und so lassen sich Objekte mit so einer Montierung (je nach Qualität und Verarbeitung) 2 bis 5 Minuten lang belichten.

Aber auch diese Sache kann umgangen werden. Bessere Montierungen verfügen über einen eingebauten Computer, der diese Fehler “lernt” und dann ausgleicht (das nennt sich dann PEC). Weiter kann das Ganze auch manuell per Hand oder per Computer nachgeführt werden. Das bedeutet man benutzt ein zweites Teleskop, was mittels einer Schiene mit Montierung und dem Foto-Teleskop verbunden ist, und setzt für die manuelle Nachführung ein sogenanntes Fadenkreuzokular ein. Wandert der Stern aus der Kreuzmitte, schickt man über die Handsteuerung Signale an die Montierung, damit der Stern wieder in die Mitte wandert. Automatisch kann dies über einen Computer mit einer Webcam oder speziellen dafür ausgelegten Kameras erledigt werden.

Ich habe mich erst mal dazu entschlossen das Ganze mit einem Fadenkreuzokular zu machen. Also habe ich mir einen kleinen Refraktor 80/400, eine Schiene und das Okular besorgt. Weil ich noch etwas Geld über hatte, habe ich mir auch gleich eine erweiterte Steuerbox für meine Montierung gekauft mit der ich später auch einen Computer zum nachführen verwenden konnte.

Der große Bonus an der Steuerbox ist allerdings die sogenannte GoTo Funktion. Hierbei wird das Teleskop mit z.B. drei Sternen und der aktuellen Position und Zeit/Datum an den Sternenhimmel ausgerichtet. Das Teleskop (bzw. die Steuerung) weiß nun genau, wo sich welches Objekt am Himmel befindet. Ich muss also nur noch eingeben “M42? und die ganze Ausrüstung surrt in kurzer Zeit genau an die Position, an der sich der Orion-Nebel befindet. Abgefahren! Sofort habe ich verschiedene Galaxien und Nebel eingegeben, von denen ich schon viele Bilder und berichte gelesen habe und habe mir diese dann in ruhe angeschaut – alle waren Firstlight für mich. Ich bin und war echt begeistert. Wer meinen letzten Forenbeitrag gelesen hat, weiß wie lange ich für das Aufsuchen der einen Galaxie gebraucht habe. Das ist damit jetzt vorbei. Check :D. Viele Astronomen sind allerdings der Meinung, so etwas würde das Gefühl der Astronomie zerstören. Ich aber als Technikmensch und hauptsächlicher Astro-Fotograf sehe darin ein sehr tolles und sehr effizientes Werkzeug um die wenige Zeit die einem für sowas bleibt voll auszunutzen. Viele Objekte lassen sich mit bloßem Auge (als ungeübter schon gar nicht) kaum bis gar nicht sehen und erschweren das Auffinden, nur um dann Fotos zu machen, ungemein.

Weil ich das Teleskop mit Montierung in Kamperfehn stehen habe (es ist schlicht zu schwer) und ich ja jetzt ein kleines “Miniteleskop” hier habe, habe ich mir dazu auch eine kleinere Montierung (NEQ-3) bestellt, die ich in meiner Wohnung stehen lassen kann. Wenn ich jetzt “mal schnell” raus möchte um etwas Ruhe zu finden und etwas fotografisch spielen möchte, kann ich das auch ohne großen Aufwand tun :D.

Nachdem ich dann an dem Abend meine erste Begeisterung überwunden hatte, wollte ich einem “alten Freund” auch endlich mal wieder ein Foto stehlen: M42, der Orion-Nebel. Mein allererstes Objekt was ich durch ein Teleskop gesehen habe und was ich dann auch direkt mit Jan (siehe älteren Beitrag) fotografiert habe. Also, “go to M42?, Kamera drauf und drauflosgeknipst. Zum Nachführen bin ich irgendwie gar nicht gekommen. Ich habe auch für den Rest des abends das zweite Teleskop nicht weiter beachtet. Irgendwie hing es auch immer da, wo ich nicht hingekommen bin, um die Position zu überprüfen. Und die Hektik um die GoTo hat sowieso mehr Aufmerksamkeit genossen.

Nachdem ich ausreichend Bilder von M42 erstellt hatte, habe ich nach vorheriger Recherche (neues Buch: Deep Sky Reiseführer von Roland Stoyan) auf M81/M82 umgeschwenkt. Diese beiden Galaxien liegen recht nahe beieinander und lassen sich super im Duett ablichten. M82 liegt in Kantenlage zu uns während M81 mit der Andromeda-Galaxie vergleichbar ist. Sie hat einen hellen Kern und einen diffusen Halo um sich drum zu – begleitet von Spiralarmen. M82 dagegen ist als länglicher Fleck zu sehen durch dessen Mitte sich stark kontrastiert eine Dunkelstruktur zeigt. Bei professionellen Bildern ein echt toller Anblick – ruhig mal in Google Bilder danach suchen. Von diesem Galaxiepaar habe ich nur 6 brauchbare Bilder aufgenommen. Auf jeden Fall wird hier noch einiges mehr an Belichtungszeit investiert und vor allem werde ich hier auch zum ersten Mal das Nachführen mit Fadenkreuzokular üben (allein schon weil hier sehr viele Sterne in der Umgebung sind).

Zu guter Letzt noch einen Schwenk auf M101, die sogenannte Feuerradgalaxie. Hier habe ich im Teleskop kaum etwas wahrnehmen können. Weil es dann auch langsam echt sehr kalt wurde (minus 8°) und sich überall langsam Raureif bildete, habe ich nach vier Bildern mit der Aktion aufgehört und abgebaut. Auch hier werde ich bei Zeiten noch mehr Belichtung investieren.

Zwischendurch kam mein Vater immer mal wieder raus um neugierig einen Blick durch das Teleskop zu werfen (obwohl ich ihn glaube ich auch oft dazu gedrängt habe :D). Glücklicherweise versorgte dieser mich dann aber noch mit heißem Cappuchino und war mir auch nicht so böse, als meine Schuhe seine frisch gewischte Küche dreckig gemacht haben.

Um 23 Uhr bin ich dann auch schnell wieder nach Hause um mich mit meiner Freundin ins Bett zu kuscheln. An diesem Abend hatte ich die kälteren Füße ;-).